Lass‘ doch mal los!
Ärger mit dem Chef, Schwierigkeiten mit dem pubertierenden Nachwuchs oder Streit mit dem Partner: Wir alle haben schon einmal Situationen erlebt, in denen unsere Gedanken ständig um ein Problem kreisen. Das Dumme daran ist: Die ständige Beschäftigung mit einer Sache blockiert uns nicht nur. Es sorgt auch für zusätzlichen Stress, wenn wir auf etwas immer wieder „herumkauen“: Da unser Gehirn nicht zwischen Vorstellung und Realität unterscheidet, ist es so, als ob wir die (in diesem Fall negative) Situation immer wieder erleben. Dadurch nimmt das Problem immer größeren Raum in unseren Denken und Handeln ein und erscheint uns zunehmend unüberwindbar. Dauert diese Stresssituation länger an, kann dies zahlreiche gesundheitliche Folgen haben – angefangen von Muskelverspannungen über Magen-Darm-Probleme bis hin zu Schlafstörungen.
Doch was kann man tun?
Die Lösung liegt schon in diesem Begriff. Es geht darum, uns wahrsten Wortsinn von einem Problem zu „lösen“. Oder anders ausgedrückt: Nur mit leeren Händen kann man nach Neuem greifen. Ich weiß, das ist leicht gesagt – vor allem, wenn wir emotional stark betroffen sind („Der hat mich beleidigt!“, „Damit kommt sie bei mir nicht durch!“, „Warum hat mich mein Partner vorher nicht gefragt?“). Doch wenn wir gedanklich oder physisch von einem Problem zurücktreten (NLPler sprechen gerne davon, eine „Meta-Position“ einzunehmen), bekommen wir einen ganz anderen Blick darauf. Der Abstand und Perspektivenwechsel hilft uns, das Problem von einer völlig neuen Seite zu betrachten („Vielleicht steht mein Chef selbst gerade unter Druck.“, „In der Pubertät war ich auch so verunsichert, dass ich gegen meine Eltern rebelliert habe.“, „Mein Partner hat ja im Prinzip Recht. Wir sollten uns wirklich mal nach einem anderen Auto umschauen.“).
Doch genug der schlauen Worte. Wie setzt man das um? Hier ein paar Tipps:
1. Gehen Sie raus aus der Situation. Statt ständig mit dem anderen zu kämpfen oder das Problem zu wälzen, sollten Sie sich eine Auszeit nehmen. Das heißt: Gehen Sie an die frische Luft, und gehen Sie eine Runde spazieren. Richten Sie Ihren Blick dabei bewusst mal nach oben in Richtung Himmel (das erleichtert das Loslösen). Haben Sie gerade keine Gelegenheit dazu (z. B. im Büro): Holen Sie sich einen Kaffee, blicken Sie ein paar Minuten auf dem Fenster oder schließen kurz die Augen und denken an etwas Schönes. Oft hilft auch der viel zitierte Rat, erst einmal eine Nacht über die Sache zu schlafen.
2. Bleiben Sie realistisch: Oft erscheint uns ein Problem im ersten Moment riesig – vor allem dann, wenn wir auf der persönlichen Ebene getroffen werden („Bestimmt mag er/sie mich nicht.“). Dadurch überschätzen wir schnell die vermeintliche Bedrohung, die davon ausgeht. Etwas Zeit und Abstand helfen, wieder zurück zur sachlichen Ebene zu kommen und das Problem realistischer zu betrachten („Das Briefing meines Chefs war einfach nicht optimal. Ich werde ihn bitten, die Aufgabe zukünftig genauer zu beschreiben.“) Fällt Ihnen dies schwer: Bitten Sie einen Kollegen, Freund oder den Partner um eine Einschätzung. Sie haben oft den nötigen Abstand, um die Sache realistischer zu sehen.
3. Entspannen Sie sich: Sorgen Sie an schwierigen Tagen bewusst für Entspannung durch etwas Sport, ein warmes Bad oder einen schönen Film. In akuten Situationen: Bewusst die Muskeln bewusst zu entspannen und tiefes Atmen wirkt beruhigend und hilft, wieder klar zu denken. Am besten, Sie üben dies (z. B. durch Progressive Muskelrelaxation) zuerst ohne Stresssituation. Ist Ihnen dies irgendwann „in Fleisch und Blut“ übergegangen, können Sie im Ernstfall schneller darauf zugreifen.
4. Werden Sie achtsam: Belastend ist meist nicht die Situation selbst, sondern unsere persönliche Reaktion darauf. Gute Nachricht: Wir können lernen, gelassener mit Problemen umzugehen. Ein wichtiger Schlüssel dazu ist Achtsamkeit. Dies beinhaltet das ruhige Beobachten unserer eigenen Reaktionen (also Wut, Ärger, Angst, Verletzlichkeit), ohne panisch zu werden oder das Gefühl zu haben, handeln zu müssen. Eine gute Möglichkeit hierzu bietet die Achtsamkeits-Meditation nach Jon Kabat-Zinn.
5. Haben Sie Geduld mit sich. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Über Jahre oder Jahrzehnte erlernte Reaktionsmuster lassen sich meist nicht von einem auf den anderen Tag abstellen. Daher ist es wichtig, sich von Rückschlägen („Ich war schon wieder verletzt.“) nicht entmutigen zu lassen, sondern an Ihren Reaktionen zu arbeiten. Allein das Wissen, dass Sie etwas tun können, um gelassener mit Problemen umzugehen, motiviert, dies auch in die Tat umzusetzen.
Und zuletzt noch ein persönlicher Tipp: Werde ich mit einer „blöden Situation“ konfrontiert, stelle ich mir vor, in einem riesigen durchsichtigen Ballon zu sitzen, durch den ich das Problem noch sehen kann, aber an dem Angriffe von außen (Unfreundlichkeit, Beleidigungen o. ä.) einfach abprallen. In diesem geschützten Raum kann ich mir dann in Ruhe eine Lösung bzw. Antwort überlegen. Das funktioniert zwar nicht immer, aber immer öfter. 😉
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